Spieltagsbericht Saison 2015 – Münchingen – 21. Juni 2015
TSV Münchingen – VfB Stuttgart 1:4
Sie können’s eben immer noch, das Fußballspielen. Auch wenn das Laufen etwas schwerer fällt, manche Kombinationen nicht mehr ganz so flüssig aussehen wie zu ihren Glanzzeiten oder die Reaktionszeiten etwas länger sind. Doch zu einem 4:1-Sieg hat es der Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart gegen Ehemalige des TSV Münchingen – der am Wochenende seinen 90. Geburtstag feierte – allemal gereicht.
Der 42-jährige Silvio Meißner, der von 2000 bis 2008 beim VfB unter Vertrag war, brachte die Weiß-Roten in Führung (18.) – TSV-Schlussmann Stefano Bianco war ohne Chance. Das 2:0 folgte in der 30. Minute durch Timo Wenzel. Nur eine Minute später sorgte der Münchinger Steffen Hauptmann mit einem sehenswerten Treffer für den 1:2-Anschluss. Erneut Meißner (46.) und Guido „Diego“ Buchwald (52.) erzielten dann die Tore zum 4:1-Endstand.
Mario Salzinger, mit seinen 59 Jahren der Älteste im Münchinger Team, war viele Jahre Trainer beim TSV, stieg mit der Mannschaft einmal in die Landesliga auf – und rettete sie einmal vom Abstieg aus derselben. Drei hochkarätige Chancen vergab er gegen den VfB – davon einen Elfmeter. „Das darf eigentlich nicht passieren“, sagte er und lachte. Als Trainer ist er seit zwei Jahren nicht mehr tätig, kickt aber regelmäßig mit seinen Stuttgarter Vereinskollegen. Völlig außer Atem ließ sich Jens Kasper auswechseln. „Junge, der Meißner ist noch richtig fit, aber eine linke Bazille, der hat mich heftig am Trikot gezogen“, so der ehemalige Münchinger.
Während die Stuttgarter nur mit drei Auswechselspielern antraten und dementsprechend konditionell gefordert waren, hatten die Münchinger einen Kader von 17 Ehemaligen – darunter Spieler wie Michael Deutsch, Michael Hieronymus, Uwe Beug, Malte Würth oder Haldun Iri.
Das Spiel lockte am Freitagabend gut 450 Zuschauer ins Stadion. VfB-Fans erinnern sich noch immer gerne an die Zeit Ende der 70er Jahre, als Trainer Jürgen Sundermann mit der Mannschaft in die Bundesliga zurückkehrte und dann gleich einen vierten Tabellenplatz erreichte. Spieler aus dieser Ära waren unter anderem Hansi Müller, die Förster-Brüder, Karl Allgöwer oder Dieter Hoeneß. „Der Bernd Förster sieht noch fast genauso aus wie früher, nur ein bisschen fülliger“, meinte ein Zuschauer. Bruder Karl-Heinz kann sich die Spiele seiner Traditions-Elf nur noch von der Bank aus anschauen. Der Leistungssport ist bei ihm nicht ohne Folgen geblieben. „Meine Fußgelenke sind versteift, da ist alles kaputt, aber Radfahren kann ich noch“, sagte Förster.
Währenddessen nahm Hansi Müller neben ihm auf der Auswechselbank Platz – und hielt sich sein schmerzendes Knie. Für ihn war das Spiel gelaufen. Jürgen Sundermann war zu diesem Zeitpunkt schon längst weg – er flüchtete vor dem einsetzenden Regen. Am Ende gab’s noch einige Erinnerungsfotos. „Ist das toll, mach lieber gleich zwei“, jauchzte eine Dame mittleren Alters, die sich, völlig aus dem Häuschen, mit Karl-Heinz-Förster ablichten ließ – mit Sicherheit ist sie schon früher ein Fan von ihm gewesen.
Text: Nathalie Mainka – Stuttgarter Nachrichten