Spieltagsbericht Saison 2019 – Schönebürgstadion – 27. Juli 2019
TSV Crailsheim – VfB Stuttgart 3:11
Wir spielen gegen einen starken Gegner. Vor allem der mit der Halbglatze ist echt richtig gut“ – wenn so ein Lob aus dem Mund eines 363-maligen Bundesligaspielers kommt, dann darf man sich darauf schon etwas einbilden. Jürgen Hartmann (174 Spiele für den VfB Stuttgart, 189 für den Hamburger SV, 17 Tore) sagte das am Samstag über Fredi Skurka, der mit der Traditionself des TSV Crailsheim gegen die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart spielte. Die Schwaben gewannen zwar letztlich 11:3, doch die Horaffen hatten vor allem in der Anfangsphase mächtig gewirbelt. Werner Rank hatte den Ball aus 20 Metern in den Torwinkel genagelt, Skurka – jetzt Spielertrainer der Spvgg Hengstfeld in der Kreisliga B3 – hatte seine Gegenspieler im Sechzehner ausgetanzt und das Leder zum 2:0 über VfB-Keeper Christof Weber gelupft.
Die Mannen um 1990er-Weltmeister Guido Buchwald wollten sich aber nicht blamieren und drehten in der Folge auf. Werner Rank blieb es nach elf VfB-Toren in Serie vorbehalten, kurz vor Abpfiff noch den dritten Treffer für Crailsheim zu erzielen.
„Man weiß gar nicht, für wen man klatschen soll“, freute sich Christopher Schuster aus Roßfeld über den Besuch des VfB-Traditionsteams im Schönebürgstadion. Die Schwaben gratulierten so zum 100. Geburtstag der Fußballabteilung des TSV Crailsheim. „Seit der vierten Klasse bin ich VfB-Fan. Guido Buchwald, Andreas Hinkel und Bernd Förster hier mal spielen zu sehen, ist toll“, sagte der 46-Jährige, der sich das Spiel mit seiner Familie nicht entgehen lassen wollte. „Vor allem Guido Buchwald ist schon eine echte Persönlichkeit.“
Acht Spiele absolvierte die Traditionself des VfB in diesem Sommer, immer in wechselnder Besetzung. Auch Kevin Kuranyi, Cacau oder Thomas Hitzlsperger mischen ab und zu munter mit. „Wir haben jetzt viele Jüngere dabei, das macht großen Spaß“, erklärte Jürgen Hartmann, der im Oktober 59 Jahre alt wird. „Es ist ein Treffpunkt über Generationen hinweg, der VfB verbindet uns.“ Und er scherzte: „Es ist schön, dass ich mal als Tabellenführer mit der Presse sprechen darf. So oft kommt das ja nicht vor. In welcher Liga ist egal.“ Der VfB Stuttgart hatte das Duell der Erstligaabsteiger gegen Hannover am Freitagabend mit 2:1 für sich entschieden und war damit der erste Spitzenreiter der neuen Zweitliga-Saison.
Noch sechs Jahre älter als Hartmann ist Karl Martin, den alle nur Charly nennen. Er spielte mit dem TSV Crailsheim früher in der zweiten Amateurliga, der vierthöchsten Klasse damals. Zusammen mit Eugen Fetzer, Harry Schwerin und Thomas Bös, um nur einige Mitspieler zu nennen. Martin erinnerte sich an die 1:8-Niederlage gegen den VfB Stuttgart im Jahr 1977. Die Schwaben waren mit ihrem Trainer Jürgen Sundermann gerade in die Bundesliga aufgestiegen, kamen zu einem Freundschaftsspiel nach Crailsheim. „Hansi Müller hat da mitgespielt, Dieter Hoeneß, Karlheinz Förster – und unser Gert Penkalla schießt ein Tor und darf am Abend auf einem Elefanten im Zirkus reiten.“
Zu seinen Mannschaftskameraden pflege er immer noch intensiven Kontakt, verriet Charly Martin. „Ich habe mich sehr gefreut, als Party Koch mich angerufen und gefragt hat, ob ich gegen den VfB mitspielen will.“ Begeistert zeigte er sich besonders von 1990er-Weltmeister Guido Buchwald. „Er ist eine Sensation! Er kann einfach klasse kicken.“
Bei Schnitzel und Salaten wurde nach dem Spiel noch viel über vergangene Zeiten geplaudert. Vielleicht sorgte ja auch die Anekdote mit dem Elefanten bei den Spielern des VfB Stuttgart für ein Schmunzeln.
Text: Südwest Presse / Joachim Mayershofer