Spieltagsbericht Saison 2017 – Stuttgart-Sillenbuch – 14. Mai 2017
SV Sillenbuch – VfB Stuttgart 6:9
Karlheinz Förster, Hansi Müller & Co. in Sillenbuch: Beim Gastauftritt der VfB-Traditionsmannschaft bei den SV Jungsenioren wurde Fußballgeschichte lebendig.
Sillenbuch – Schon als Kind hat Markus Diesch mitgefiebert, wenn die Profis des VfB Stuttgart am Ball waren. „Guido Buchwald und Karl Allgöwer waren meine Favoriten“, erinnert er sich. Auch Hansi Müller und die Förster-Brüder hat er bewundert. Die Idole waren unerreichbar, ein gemeinsames Spiel reine Fantasie.
Es hat ein paar Jahre gebraucht, bis sich der Sillenbucher, den sie auf dem Fußballplatz am Spitalwald „Dötsch“ nennen, und die Vorbilder von einst auf Augenhöhe begegnen konnten. Am Freitag stand Markus Diesch mit den SV-Jungsenioren gegen die VfB-Traditionself auf dem Spielfeld – und landete gleich den ersten Treffer für seine Mannschaft.
Es war einer dieser Tage, an denen alles passt. Eben noch grollte der Donner über dem Stadion. Karlheinz Förster plante die ersten Spielzüge der VfB-Heroen unterm Regenschirm, VfB-Maskottchen Fritzle streifte die Nässe ab und der Fußballabteilungsleiter des SV Sillenbuch, Bastian Zink, blickte mit sorgenvoller Miene in den Himmel. „Hoffentlich hält das Wetter“, sagte er. Und tatsächlich ging sein Wunsch dann mit dem Anpfiff in Erfüllung: Der Platzregen verzog sich und der Torreigen konnte beginnen.
Rund um den Spielfeldrand füllten sich die Reihen. Etwa 800 Fans standen dicht an dicht, um die Begegnung zwischen den ehemaligen VfB-Profis mit den Freizeit-Fußballern aus Sillenbuch aus nächster Nähe zu verfolgen. Der SV-Spieler Martin Thiel, der die Rolle des Stadionsprechers übernommen hatte, hatte Mühe, zwischen den Fahnen und Köpfen die jeweiligen Torschützen auszumachen und bezog auf einer Bierbank Position. „Wir sind mit 24 Spielern im Einsatz. Die VfB-Traditionself hat einen Kader von 13 Mann. Die müssen heute mehr laufen als wir“, erklärte er.
„Stimmt genau“, bestätigte der Europameister von 1980 und Vize-Weltmeister von 1982 Hansi Müller. Der ehemalige VfB-Mittelfeldregisseur verabschiedete sich bereits während der Halbzeit in die Kabine. Nur lieber nichts übertreiben. „Ich bin halt keine 40 mehr. So ehrlich muss man sein“, sagte der Ballkünstler, der am 27. Juli seinen 60. Geburtstag feiert.
Den Gastgebern vom SV Sillenbuch, der in diesem Jahr 125 Jahre alt wird und sich aus diesem Grund um das Spiel mit der Traditionself des VfB beworben hatte, stellte Hansi Müller ein gutes Zeugnis aus: „Die Mannschaft hat Ehrgeiz und gibt richtig Gas.“ Der Einsatz zahlte sich aus. Auch Christoph Weber im Tor der VfB-Legenden war nicht zum Däumchen drehen gekommen. Mit sechs Treffern hielten die Jungsenioren aus Sillenbuch dagegen.
Neun Schüsse platzierten die Gäste vom Bad Cannstatter Traditionsverein im Netz und entschieden damit die Partie für sich. Es hätten auch ein paar mehr sein können. Doch als Vorbild für den Kicker-Nachwuchs weiß man, was sich gehört. „Sie haben es uns leicht gemacht“, stellte Markus „Dötsch“ Diesch nach dem Spiel entspannt fest. Den Wert seines Treffers hat das nicht geschmälert. Für ihn schließt sich der Kreis. „Es ist einfach traumhaft, gegen die Idole von früher ein Tor zu schießen“, schwärmte er.
Bilder & Text: Claudia Barner – Stuttgarter Nachrichten